Spielfeld Leben
Informationen zu Büchern und Seminaren von Bruno Martin
Bruno Martin
geb. 1946, Buchautor, Dozent, lehrt und forscht seit 40 Jahren über die Welten des Bewusstseins. Er war direkter Schüler von John G. Bennett, ein bedeutender Exponent der Gurdjieff-Lehre.
Sein lebenslanges Studium von Denkmodellen und Philosophien verschiedenster Richtungen und seine vielfältigen Erfahrungen mit Methoden der Bewusstseinsevolution ließen ihn vertraute Denkweisen hinterfragen. Er sucht immer wieder neue Denkansätze, die wissenschaftliche und spirituelle Erkenntnisse zu einer neuen Synergie vereinigen können.
Bruno Martin lebt und lehrt in der Lüneburger Heide.
Mein spiritueller Weg
Viele Begegnungen und die daraus erwachsene Arbeit mit spirituellen Lehrerinnen und Lehrern unterschiedlichster Lehren, Traditionen und Kulturen erweiterten im Laufe meines Lebens mein geistiges Weltbild. In diesem Sinne sehe ich mich als spiritueller “Kosmopolit” – das bedeutet: nichts ausschließen, sondern alles einschließen, was wertvoll für die eigene Entwicklung ist. Natürlich hat jeder Mensch seine Präferenzen, und so fand ich meine geistige “Heimat” im “Vierten Weg”, der auf die Lehre von G. I. Gurdjieff (1866-1949) zurückgeht (siehe dazu auch meine Website (www.gurdjieff-work.de). Dennoch bewahre ich die Vision einer globalen und vernetzten Spiritualität, die undogmatisch und offen für alle wahrhaften Erkenntnisse sein sollte und die vor allem der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen förderlich ist, ganz gleich welcher Lehre man hauptsächlich folgt.
Die ersten Impulse, die mein Interesse an den „Welten des Bewusstseins“ anregten, bekam ich bereits im Alter von 16 Jahren durch den Kontakt mit der Lebensphilosophie des Zen über die Avantgardisten der amerikanischen Literatur der 1960er Jahre wie Gary Snyder oder Jack Kerouac.
Später haben mich Bücher des amerikanischen Wegbereiters neuen Denkens Alan Watts und des großen japanischen Zen-Philosophen D. T. Suzuki (1870-1966) immer wieder begleitet. Die Gedanken, die ich bei ihm fand wie zum Beispiel: “Dhyana hat nichts mit bloßem Sitzen in Meditation zu tun … es ist vielmehr Handeln, Bewegung, Vollbringen von Taten, Sehen, Hören, Denken und Erinnern.” Bestimmten meinen Weg. Ich fand sie auch als den Kern von Gurdjieffs Lehre, die ich danach fand.
1968 las ich mit „magischer Begeisterung“ das Buch von P.D. Ouspensky (1878-1947) „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“. Es gab mir den entscheidenden Anstoß, mich auf die Suche nach einer „Schule des Vierten Wegs“ zu machen, d. h. eine Schule oder Lehrer zu finden, bei denen ich die Methoden der Harmonischen Entwicklung lernen konnte. Ouspensky schrieb über die Lehre von G. I. Gurdjieff, der mit seinen Methoden diese harmonische, ganzheitliche Entwicklung möglich macht.
Da ich zu dieser Zeit (es gab kein Internet!) nicht wusste, dass Ouspenskys und Gurdjieffs direkte Schüler noch leben und lehren, unternahm ich eine Reise nach Indien auf dem Landweg durch die Türkei, den Iran und Afghanistan. 1970 besuchte ich den großen Lehrer des tibetischen Buddhismus Lama Anagarika Govinda (1898-1985) in seinem Haus in Almora (Indien), wo ich einige Zeit seinen Lehren über die Geheimnisse der Thankas (farbige buddhistische Rollbilder) und Mandalas – und natürlich auch über den tibetischen Buddhismus lauschte. Sein wunderschönes Haus auf 2500 m Höhe mit fantastischem Ausblick auf die schneebedeckten Himalajas hatte vom britischen Gelehrten Walter Evans-Wentz (1878-1965) geschenkt bekommen, der als erster das tibetische Totenbuch ins Englische übersetzt hatte und das mich in meiner Reisetasche begleitete.
Während der Zeit in Indien lernte ich auch Sunyata kennen, der von 1936 bis 1940 ein Schüler von Ramana Maharshi (1879-1950) war. In seinem kleinen Haus am Fuß der Himalaya lehrte er seine Erkenntnisse einem kleinen Kreis von Schülern. Durch ihn lernte ich die Advaita-Vedanta-Lehre kennen. Sunyata starb 1984 in Kalifornien im Alter von 94 Jahren.
In Almora erfuhr ich von Nachbarn meiner kleinen Hütte, dass Gurdjieff viele Schüler aus England hatte. So fuhr ich 1971 nach England, wo ich John G. Bennett fand, der gerade eine „Akademie für lebenslanges Lernen“ (Academy for Continous Education) im ehemaligen Herzogssitz “Sherborne House” in Gloucestershire eröffnet hatte. Bennett war bereits 1923 bei Gurdjieff und hatte seine Studien mit ihm 1948-49. intensiviert. 1972 wurde ich “Student” an Bennetts Akademie, wo ich tief in die Gurdjieff-Philosophie und Gurdjieffs Methoden eintauchte.
Mein Lehrer John G. Bennett (1897-1974) hatte sich nicht nur mit Gurdjieffs Lehre, sondern auch intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt und konnte den Pali-Kanon, die Urtexte des Buddha, im Original lesen. Außerdem lehrte er auch die Praxis des Vipassana. Auf der Akademie hatte ich zudem die Gelegenheit, für eine längere Zeit an intensiven buddhistischen Meditationen teilzunehmen, geleitet vom Gründer des einzigen buddhistischen Kloster in Delhi (Indien) Bante Dharmaveera, der damals schon um die 80 Jahre alt war und später im Alter von 109 Jahren in Kalifornien starb.
Ganz in der Nähe von Sherborne House hatte auch Reshad Feild (geb. 1934) sein Zentrum “Beshara”. Da er mit Bennett befreundet war, fuhren wir mehrfach in dieses Zentrum, wo ich viel über das Sufitum erfuhr. Reshad Feild wurde später ein geistiger Freund und ich half ihm 1984 Vorträge und Seminare in Deutschland zu organisieren.
Da die Sufi-Lehre auch in Gurdjieffs Lehre mit eingeflossen ist, war es für mich nahe liegend, diese stärker zu erforschen. Die 1980er Jahren waren für mich geprägt von intensiven Kontakten mit westlichen und östlichen Sufi-LehrerInnen, wie Irina Tweedie, Idries Shah (Autor von “Die Sufis”), Suleiman Dede (damals der Leiter des Mevlevi-Ordens in Istanbul), Scheich Muzaffer (Leiter des Helveti-Ordens in der Türkei), Salah Eid (ein ägyptischer Sufi) u. a.
Auch der enge Kontakt mit dem Religionsphilosophen Arnold Keyserling (1922-2005) und seiner Frau Wilhelmine (1922-2010), die beide 1948 bei Gurdjieff in Paris waren, regte meine systemischen Erforschungen der geistigen Welt aller spirituellen Traditionen an.
Seit 1974 lehre ich in eigenen Gruppen Gurdjieffs „Heilige Tänze“, auch “Movements” genannt, und die Philosophie und Methoden von G.I. Gurdjieff und John G. Bennett, die ich über meine eigene Arbeit mit vielen Menschen im Laufe der Zeit immer besser verstehen lernte und auch für mich weiter entwickeln konnte.
Ich blieb in Kontakt mit wichtigen Schülern von Bennett, insbesondere dem Physiker Anthony Blake, der mir immer wieder wichtige Anstöße geben konnte. Blake war Schüler des bekannten Quantenphysikers David Bohm, der die Idee des “holografischen Universums” entwickelte.
Das Gedankengut des Zen floss und fließt immer wieder in meine Arbeit ein – auch wenn ich den Zen-Buddhismus nicht als “Label” für meine Arbeit benutze. Um den Kern des Zen, den “Weg der verrückten Wolken” zu verstehen, bedarf es keiner klösterlichen Abgeschiedenheit. Das Leben selbst ist eine “Schule des Augenblicks”. Sie ist ein wesentlicher Aspekt der “Gurdjieff-Arbeit” – wie auch der Zen-Meister oder mancher Sufis. Es geht immer wieder um die Spontaneität und den Überraschungsmoment bei allen Handlungen. Auch wenn die äußere Struktur zum Beispiel bei einem Seminar gleich sein mag, die innere Struktur ist immer in Wandlung und Entwicklung begriffen. Denn ein Aspekt aller äußeren und inneren Aktivität, jeder echten spirituellen Arbeit, ist immer, aus dem “alltäglichen Schlaf” aufzuwachen.
Durch meine Tätigkeit als Buchverleger und Herausgeber der Zeitschrift “Hologramm”, ein “New-Age-Magazin”, das ich 1976 gründete, kam ich mit vielen damals bekannten spirituellen Lehrerinnen und Lehrern in Kontakt, was immer wieder neue Impulse für meine Arbeit brachte. Viele dieser inspirierenden Begegnungen fügten neue Mosaiksteine in mein geistiges Weltbild ein, was mich dann dazu veranlasste, ein “Handbuch der spirituellen Wege” zu schreiben, das einige Jahre später zu einem “Lexikon der Spiritualität” wurde (im Internet zu finden auf www.mystica.tv)
Weitere Mosaiksteine gab mir meine Frau Nana Nauwald, mit der ich seit über zwanzig Jahre intensiv über vielfältige spirituelle Themen spreche. Durch sie kam ich in engen Kontakt mit dem Schamanismus und lernte ihre Lehrerin Dr. Felicitas Goodman und die „Ekstatische Trance“ kennen. (siehe www.ekstatische-trance.de ). So kamen auch einige Schamanen und Schamaninnen aus Nepal oder Peru zu uns und ich konnte einen Einblick in die Welt des schamanischen Bewusstseins und die schamanische Weltanschauung gewinnen.
Alle diese intensiven Erfahrungen und Berührungen mit Wegen der Seins- und Bewusstseinsentwicklung, die vielfältige Kombination von Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungstraining mit inneren Übungen der Bewusstseinsschulung und Energietransformation bringt einen Menschen immer wieder in Situationen, die eine “plötzliche Erleuchtung” auslösen können. Je mehr Praktizierende diese “Geistöffnung” erfahren, je stärker wird das innere Wesen gefestigt und führt schließlich zur Erkenntnis der wahren Natur des Geistes, die Gurdjieff „objektives Bewusstsein“ nennt.
„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück.“ Nach über vierzig Jahren praktischer Erfahrung mit dem spirituellen Weg ist mir immer klarer geworden, dass dieser tatsächliche eine lebenslange Reise ist, die ein Ziel hat, das über das Leben hinausgeht.
© Bruno Martin. Veröffentlichung dieses Textes in Teilen oder auch ganz bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Autors. © der Fotos Bruno Martin, außer den Fotos, die bereits Allgemeingut geworden sind.
Später haben mich Bücher des amerikanischen Wegbereiters neuen Denkens Alan Watts und des großen japanischen Zen-Philosophen D. T. Suzuki (1870-1966) immer wieder begleitet. Die Gedanken, die ich bei ihm fand wie zum Beispiel: “Dhyana hat nichts mit bloßem Sitzen in Meditation zu tun … es ist vielmehr Handeln, Bewegung, Vollbringen von Taten, Sehen, Hören, Denken und Erinnern.” Bestimmten meinen Weg.
Ich fand sie auch als den Kern von Gurdjieffs Lehre, die ich danach fand.